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Freitag, 30. September 2011

Turnierbedingungen

Im Turnier herrschen eigene Gesetze. Es ist Golfspiel unter besonderen Bedingungen.

Im Turniergeschehen kommt auf, ob dich:
> Lästige Flightpartner stören
> Wartezeiten langweilen
> Publikum auf der Terrasse oder am Abschlag zu besonders guten (oder schlechten) Schlägern "verhelfen"
> Du unter Druck, der sich automatisch Einstellt wenn du "für deine Verhältnisse" gut liegst, noch immer "deine Schläge machen kannst".

Der Druck, der sich beim Spiel einstellt, ist die Vorstellung, wie schön es doch wäre, das Turnier mit diesem guten Ergebnis "nach Hause" zu spielen.
Ich kenne keinen Spieler, der sich das nicht denkt, wenn man "gut liegt".

Ich finde es auch falsch, daran arbeiten zu wollen, dass diese Gedanken nicht da sind (vielleicht kann man daran arbeiten, dass sie nicht da sind im Setup, das weiß ich nicht, denn ich spiele ja wie gesagt mit meinen Gedanken" ... auch im Setup ...

Und wieder ein Vergleich.

Warum sind die Wiener Philharmoniker so ein tolles Orchester und eines der Besten der Welt?
Warum haben sie "bessere Fähigkeiten" als ein Orchester, das hauptsächlich Konzerte spielt, also konzertante Aufführungen macht?

Weil es ein Opernorchester ist.

Von einem Opernorchester werden andere Dinge erwartet, als von einem konzertanten Orchester. Die Oboe muss zB im Pianissimo der Sopranistin ein hohes C einsetzen können und die Stimme dabei nicht "übertönen".
Ein Opernorchester kann viel viel leiser spielen als ein "normales" Orchester. Ein Opernorchester muss also unter wesentlich verschärfteren Bedingungen wesentlich heiklere Aufgaben erfüllen. (Turnierbedingungen.) Es hat also dadurch mehr Möglichkeiten. Eine einzelne Stimme als Orchester zu begleiten, ist wie irre schmale und lange Fairways, mini Grüns, reichlich Wasser und 20 Bunker pro Bahn zu haben.

Ein Mensch, der keine Turniere spielt, hat lange nicht so viele Möglichkeiten, das Golfspiel unter besonderen Bedingungen einigermaßen normal zu überstehen. Die kleinste Ablenkung wird ihn aus der Bahn werfen. Er hat so zu sagen keine Bühnenerfahrung.
Ein Mensch, der viele Jahre auf verschiedenen Bühnen (Plätzen) zu Hause ist, hat eine derartige Routine (bestenfalls hat er auch noch dazu im Opernorchester gewirkt) und wird mehr Möglichkeiten besitzen, nicht aus der Bahn geworfen zu werden, den Rhythmus zu halten. Wink

Er hat auch mehr Erfahrung, welche Karte mit wie viel Risiko gespielt werden kann. Und hier sitzt die einzige Coolness, die ein Spieler unter besonderen Bedingungen zur Verfügung hat: Die Erfahrung!

Und niemand kann die Erfahrung haben, ohne sie gemacht zu haben!